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BERICHTE VON LANDESBAHNERN

Mai 1962: Lokführer Franz Dietmann mit Lok 15 in Neufra, daneben der VT 1. Damals konnten in Neufra noch Zugkreuzungen stattfinden.

Salzzug mit 4 Loks in der Schlichte kurz vor Burladingen, um 1985. Die nachschiebende Lok am Zug ist V 81, dahinter schiebt die V 122.

Berichte von Landesbahnern aus ihrem Arbeitsleben

Erwin Zeiler, *1953, Schlosserlehre bei der Hohenzollerischen Landesbahn, Lokführerprüfung 1974 auf Triebwagen und Diesellok, Lokführer, Zuruhesetzung 2016 - Bericht aus dem Jahre 1995:

„Ich fuhr auf der Vorspannlok mit dem Salzzug von Stetten über Gammertingen nach Ulm. Der ganze Zug bestand aus Zuglok und Vorspannlok (Lok 150 und 152) und zwei nachschiebenden Loks (Lok 118 und 119), weil 2000 t befördert werden mussten. Kurz vor Killer trat eine unerwartete Zwangsbremsung ein. Ich rief meinen Kollegen Gerhard Mutz, der die beiden nachschiebenden Loks steuerte, daraufhin an, aber er wusste auch nicht, wie es dazu kommen konnte. Also fuhren wir nach Füllung der Hauptluftleitung wieder an, aber kaum waren wir bei 5 km/h erhielten wir wieder eine Zwangsbremsung.

Dies wiederholte sich mehrmals, wobei das Anfahren besonders schwierig war, weil wir in der Steigung 1 : 35 waren. Jedenfalls informierte ich die Zugleitstelle in Gammertingen, dass wir etwas später kommen würden. Dann passierte es. Bei der letzten Anfahrt gab es einen fürchterlichen Knall, die Lok sprang kurz vor und stand. Auch der restliche Teil des Zuges stand. Bei meiner Nachschau stellte ich fest, dass der Zughaken an meiner Vorspannlok abgerissen war und in der Folge natürlich auch die Brems- und Steuerkupplungen. Durch die Zugtrennung löste sich wie vorgesehen sofort selbsttätig eine Bremsung aus, so dass weder Vorspannlok noch Restzug rückwärts ins Tal rollen konnten. Nach Schließung der Brems- und Steuerleitung wartete ich auf die Ersatzlok aus Gammertingen, die mich bis Burladingen hochschleppte und dann anschließend als Vorspannlok für den Salzzug fungierte.

Im Nachhinein stellte sich heraus, dass der Zughaken schon vorgeschädigt war. Bei der Nachschau wurde auch festgestellt, dass die Zwangsbremsungen von der zweiten durchgesteuerten Schiebelok verursacht wurden, offensichtlich lag ein Fehler an der Elektrik des Sicherheitsfahrschalters vor.“

 

Franz Dietmann, *1928, Schlosserlehre bei der Hohenzollerischen Landesbahn, Lokführerprüfung 1952 auf der Dampflok und 1957 auf der ersten Diesellok der Hohenzollerischen Landesbahn, lange Jahre Betriebsrat, Zuruhesetzung 1989 - Bericht um das Jahr 1955: 

„Je nach eingeteilter Tour musste ich schon früh aufstehen und mit dem Fahrrad, später mit dem Motorrad nach Gammertingen fahren und mich im BW Gammertingen melden. Dort übernahm ich die Lok vom Nachtheizer und brauchte etwa eine Stunde, um am Gestänge die Lager zu ölen und alles zu kontrollieren. Aufgabe des Nachtheizers war neben dem unter Dampf halten der Loks auch dafür zu sorgen, dass das Personal da war, im Notfall musste er es auch wecken und holen, Telefon gab es damals ja noch nicht für uns. 

Arbeitszeit waren 9 – 10 Stunden am Tag, es gab auch geteilte Touren, zum Beispiel vormittags nach Engstingen und nachmittags noch einmal. Auch Tage mit 15 Stunden Arbeit kamen vor, besonders am Samstag. Ich habe damals oft die Lok 15 im Eyach- und Killertal gefahren, sie war zwar die leistungsfähigste, aber auch die schwierigste Lok der Hohenzollerischen Landesbahn.  Eine feste Stammlok gab es bei der Hohenzollerischen Landesbahn nicht. Die Steigungen vor Burladingen und von Neufra zur Fehlakapelle erforderten eine gute Zusammenarbeit von Lokführer und Heizer, auch, weil die Loks oft ihre maximale Last befördern mussten.

Im Herbst war es besonders schlimm, wenn die Schienen durch Laubfall und Witterung sehr rutschig waren. Da brauchte man viel Sand. Nach der Ankunft im BW war die Arbeit noch nicht beendet, neben der Versorgung mit Wasser und Kohlen und dem Feuerputzen und Ausschlacken musste die Lok auf Schäden untersucht werden. Es waren zum Beispiel Blattfedern gebrochen oder Pumpen arbeiteten nicht zuverlässig. Nach der Arbeit musste ich noch meinen Vater bei der kleinen Landwirtschaft und im Wald unterstützen, geblieben ist mir bis heute die Bienenzucht. Wegen des Schichtbetriebs konnte es auch sein, dass ich meine Kinder oft tagelang nicht gesehen habe.“