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DAS EISENBAHNZEITALTER

Friedrich List (1789 – 1846), ein Reutlinger Wirtschaftstheoretiker und Ökonom, kämpfte gegen die Kleinstaaterei, die damals vorherrschte. In weiser Voraussicht konzipierte er ein Eisenbahnnetz für Deutschland.

Burladingen 1908. Der Einweihungszug wird von der Bevölkerung enthusiastisch begrüßt. Der Gepäckwagen 25 (links), ein typischer Nebenbahnwagen, enthielt ein Post- und Personenwagenabteil. Er überlebte bis 1962.

Auf den Linien der Hohenzollerischen Landesbahn wurde auch Bahnpost befördert. Sie wurden mit dem typischem ovalen Bahnpoststempel versehen, hier kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Bis 1957 war ein Postbeamter im Postabteil tätig.

Mit 8 solcher zweiachsigen Maschinen wurde der Betrieb auf den Teilstrecken der damaligen HLB, heute HzL, aufgenommen.

Das Zeitalter der Eisenbahnen begann in England im 19. Jahrhundert. Die Linie durch das Hohenzollernland war auch eine politische Entscheidung und wurde erst am Ende dieser Epoche realisiert.

Ausgehend von den ersten Versuchen mit dampfbetriebenen Schienenfahrzeugen in England (Richard Trevithick, George Stephenson) wurde auch bald in Deutschland der Wunsch nach dem neuen Verkehrsmittel laut. Die erste deutsche Eisenbahnstrecke führte von Nürnberg nach Fürth, die sogenannte Ludwigseisenbahn, sie wurde 1835 eingeweiht. Wie bei solchen Anfangsprojekten üblich gab es viele Schwierigkeiten. So waren die die Schienen 5/8 Zoll zu schmal genagelt, Robert Stephenson, der die Lokomotive „Adler“ aus England angeliefert hat, bestand jedoch auf dem englischen Maß von 4 Fuß und 8,5 Zoll – er setzte sich durch und noch heute ist der Normabstand der Schienen so, nämlich 1435 mm.

Nachdem diese erste Bahn ein finanzieller Erfolg war, wollten bald alle Königshäuser und Fürsten ihre Bahn haben. Es wurden überall Bahnen gebaut und projektiert, aber die Kleinstaaterei in Deutschland behinderte eine übergreifende Planung. Es dauerte sehr lange, bis man sich darüber im Klaren war, dass Eisenbahnen nur bei Berücksichtigung der Anschlussmöglichkeiten erfolgreich betrieben werden konnten. Vordenker, wie der Reutlinger Ökonom Friedrich List (1789 -1846), entwarfen ein Netz von Eisenbahnen in Deutschland. List konnte den Erfolg seiner Ideen nicht mehr erleben.

In der Folgezeit bis um 1900 entstand ein enges Netz von Normalspurbahnen, und dort, wo es aufgrund der Geographie oder Ökonomie günstiger erschien, auch von Schmalspurbahnen. Bei diesen mussten die Waren in den Bahnhöfen auf andere Wagen umgeladen oder die ganzen Wagen auf Rollböcke gesetzt werden, was umständlich und im Betrieb oft unwirtschaftlich war. Im letzten Jahrhundert wurde bei vielen von diesen Bahnen der Betrieb aufgegeben und die Strecke stillgelegt. Nur wenige, heute meist Museumsbahnen wie das „Öchsle“ von Warthausen nach Ochsenhausen, blieben erhalten.

Die Strecken der Hohenzollerischen Landesbahn wurden erst am Ende des großen Eisenbahnbau-Zeitalters fertiggestellt. Ohne die große finanzielle Hilfe Preußens wäre das nicht gegangen. Man wollte einfach eine eigene hohenzollerische Linie. Das preußische Kleinbahngesetz von 1892 verhinderte aber, dass auf der Bahn durchgehende Güterzugleistungen als Konkurrenz zur Württembergischen Linie Tübingen – Sigmaringen stattfinden konnten, entsprechend wurden auch die Kreuzungsbahnhöfe in Eyach, Hechingen und Sigmaringen gestaltet. Die Strecke sollte allein der Erschließung der Raumschafft dienen. Interessant ist die Linienführung Neufra – Gammertingen. Ursprüngliche Pläne sahen vor, dass die Strecke dem Verlauf der Fehla bis Hettingen folgen sollte und dass das Bahnbetriebswerk dann in Hermentingen wäre. Zunächst wurde die Überwindung der Fehlahöhe als „technisch unmöglich“ eingestuft, aber die preußische Oberamtsstadt Gammertingen setzte all ihre politischen Möglichkeiten ein, um Knotenpunkt zu werden.

Für die Ausführung in der Normalspur war der Anschluss des Fürstlich Hohenzollerischen Hüttenwerks Laucherthal entscheidend. So wurden alle vier Stammlinien der Hohenzollerischen Landesbahn in Normalspur gebaut. Bauprojekte in Schmalspur kamen über das Planungsstadium nicht hinaus.Wären sie verwirklicht worden, gäbe es heute schon lange keine Hohenzollerische Landesbahn mehr oder nur noch als Busverkehrsunternehmen.